Erkenntnis # 4: Ich bin wie ich bin und das ist auch gut so
Ich bin ein schwergradig depressiver Asperger, der unter einer Agoraphobie mit Panickstörung leidet. Einfach oder? Als ich diese einfache, sachliche Erklärung meinem besten Freund aus Schultagen regelrecht an den Kopf geworfen habe, musste ich mir eingestehen, dass es ihn dezent zu überfordern schien. Aber dazu später mehr.
Ich habe Macken und zwar viele. Im Umgang mit mir, ist es überaus hilfreich einige nett gemeinte Tipps zu beachten. Es ist ganz wichtig mich nicht zu berühren, bevor nicht sicher gestellt ist, dass ich gut gelaunt bin, diese Berührung genehmige und auch ertragen kann. Ungefragte Berührungen können zur Gefährdung der eigenen Person führen. Dies ist kein schlecht gemeinter Scherz, auch wenn es manchmal einfacher wäre. Mein früherer Mitbewohner und mittlerweile Ex – Freund hat an einem ungünstigen Tag die Anzeichen nicht wahrgenommen und ich fühlte mich von einer auf die nächste Sekunde bedroht. (Vielleicht konnte er es in der schnelle auch gar nicht wahrnehmen. Dies steht immer noch zur Debatte) Jedenfalls landeten meine Füße schneller in seinem Gesicht als er es merken konnte und als Resultat blieb er mit einer blutenden, aber Gott sei Dank nicht gebrochenen Nase zurück und ich hatte die Erkenntnis, dass mein Ju – Jusu – Training doch nicht umsonst war. Weiterhin rede ich nicht mit jedem. Es tut mir für die Menschen leid, denen ich nicht einmal eine Chance gebe, aber ich funktioniere nur mit ausgewählten, besonderen Exemplaren. Ich mein das auch nicht böse – es geht einfach nicht. Auch sind mir Ansammlungen von Menschen sehr unangenehm. Wenn sie durcheinander reden verschwimmen die Geräusche und dann soll da mal noch jemand einen kühlen Kopf bewahren… Ich kann es jedenfalls nicht. Fast genauso schwer fällt mir Small Talk oder Gespräche über belanglose Dinge, die eh keinen interessieren. Bitte versteht, dass ich da leider kein Interesse für vorheucheln kann.
Aber alles in Allem bin ich eines der nettesten und erträglichsten Menschen, die es auf meinem Planeten gibt. Und ich kann stolz darauf sein, so weit gekommen zu sein. Diese Erkenntnis musste ich auch erst schmerzlich hier in der Psychiatrie lernen. Ich kann nicht gut mit Menschen umgehen und empfinde sie meistens als störend, aber das ist überhaupt nicht schlimm, da ich es nicht muss. Man muss eigentlich überhaupt nichts. Es ist erleichternd zu wissen, dass man gut so ist, wie man nunmal ist und einfach nur lernen muss sich selbst zu akzeptieren.
ich - einfach kompliziert am 06. September 18
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